„Wie es zur Otfried-Preußler-Schule kam…“
… so hätte wohl der Kinderbuchautor und Namensgeber unserer Schule, Otfried Preußler, die Überschrift dieser Seite formuliert.
Es begann in den 60er Jahren
In einem Wohnhaus in Haiger fingen eine Handvoll „Pioniere“ damit an, Menschen mit geistiger Behinderung, darunter Kinder und Erwachsene, in unterschiedlicher Weise zu fördern. Dies war die Keimzelle der heutigen Otfried-Preußler-Schule, aber auch verschiedener Einrichtungen der Lebenshilfe Dillenburg. Bei dem Gebäude handelte es sich um das „Haus Schau in´s Land“ am Haigerer Hindenburghügel (Richtung Donsbach). Dort wurden ab 1966 Kinder mit geistiger Behinderung zunächst im „Sonderkindergarten“ der Lebenshilfe gefördert. Hier nahm im Jahre 1967 auch die spätere „Beschützende Werkstatt“ ihre Arbeit auf.
Im September 1967 wurden am Hindenburghügel erstmals Kinder mit geistiger Behinderung von zwei Lehrern unterrichtet. Rolf Krenzer und Gerhard Dentler leiteten den Unterricht von 14 Kindern in zwei Klassen, die organisatorisch zunächst zu der in Haiger ansässigen „Hilfsschule“ (der heutigen Schule am Budenberg) gehörten.
Dass Kinder mit einer geistigen Behinderung in die Schule gehen, war zu dieser Zeit noch nicht selbstverständlich: Die „Schule für das praktisch bildbare Kind“ wurde im Jahre 1962 erstmals in einem Erlass des hessischen Kultusministeriums erwähnt. Ab 1966 begann man in Hessen damit, die Schulpflicht für Kinder mit geistiger Behinderung umzusetzen und entsprechende Schulen einzurichten.
So wurden auch die Schulklassen am Haigerer Hindenburghügel im Jahre 1968 zur selbständigen „Kreissonderschule für Praktisch Bildbare“. Rolf Krenzer (rechtes Foto links) wurde zum Schulleiter ernannt und die Schule von nun an als Ganztagsschule geführt.
Die Räumlichkeiten im „Haus Schau in´s Land“ platzten bald aus allen Nähten: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler stieg, und auch der Sonderkindergarten und die Werkstatt der Lebenshilfe verzeichneten wachsenden Zulauf. Aus diesem Grund wurde zu Beginn der 1970er Jahre mit den Planungen für einen Neubau in Dillenburg begonnen. Wegen der ähnlichen Ziele, sicherlich aber auch wegen der Erfahrungen gemeinsamer Pionierarbeit in Haiger, entschied man sich für ein Konzept, welches die unterschiedlichen Einrichtungen weiterhin unter einem Dach beherbergen sollte.
Im März 1974 zogen dann Kindergarten, Schule und Werkstatt sowie die Frühförderstelle in das neue „Heilpädagogische Zentrum“ am Dillenburger Forstdenkmal ein, wo Schule und Werkstatt auch heute noch beheimatet sind.
Ursprünglich sollte der Schulleiter auch die Gesamtleitung des Heilpädagogischen Zentrums übernehmen. Besonders wegen des raschen Wachstums der Werkstatt hatte dieses Konzept jedoch keinen langen Bestand, so dass die Enrichtungen von Schule und Lebenshilfe noch im Jahre 1974 getrennten Leitungen unterstellt wurden.
Berühmt wurde damals der Schülerchor, die „Dillenburger Spatzen“. Dieser nahm unter der Leitung von Rolf Krenzer und Inge Pliska (geb. Lotz) die Langspielplatten „Hast Du unseren Hund gesehen?“ und „Da lacht der dicke Bär“ auf. Durch zahlreiche Auftritte in der Bundesrepublik wurden die „Spatzen“ weit über den heimischen Raum hinaus bekannt und „ersangen“ sogar drei goldene Schallplatten.
Die Otfried-Preußler-Schule bekommt ihren Namen
Am 3. November 1975 erhielt die Schule den Namen „Otfried-Preußler-Schule“. Sie war damit die erste (!) von heute 22 Schulen, die den Namen des berühmten Kinderbuchautors führen durfte. Für die Wahl dieses Namens war entscheidend, dass die von Otfried Preußler verfassten Bücher und deren Figuren – wie der „Räuber Hotzenplotz“ oder die „Kleine Hexe“ – vielen Schülerinnen und Schülern bestens bekannt waren und auch heute noch sind. Auf diese Weise haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, eine persönliche und emotionale Beziehung zum Namen der Schule herzustellen. Darüber hinaus sind die Kinderbücher von Preußler von hohem pädagogischen Wert besonders für die Förderung der sprachlichen Entwicklung und der kindlichen Phantasie.
Als Elternverein gegründet, nahm im Jahre 1978 die „Aktion behindertes Kind“ ihre Arbeit auf.
Die 1980er Jahre waren zunächst durch zurückgehende Schülerzahlen geprägt: Besuchten 1982 noch 61 Schülerinnen und Schüler die Otfried-Preußler-Schule, so ging deren Zahl bis 1985 auf 46 zurück. Dementsprechend wurde der Schule eine geringere Zahl an Lehrerstellen zugewiesen. In der Folge musste auch das Unterrichtsangebot gekürzt werden. Der Konrektor Edmund Jung nahm seine Funktion von da an an der Friedrich-Fröbel-Schule in Wetzlar war.
Im Herbst 1993 ging der „Pionier“ und langjährige Rektor Rolf Krenzer in den vorzeitigen Ruhestand. Zum Schuljahr 1994/1995 wurde Gerhard Dentler (Foto links) zu dessen Nachfolger ernannt.
Im Mai 1994 gründete sich der Förderverein der Otfried-Preußler-Schule. Dieser sollte eine Ergänzung zur „Aktion behindertes Kind“ darstellen, die sich zunehmend um Angebote für die inzwischen Erwachsenen mit geistiger Behinderung bzw. deren Familien bemühte. Zielsetzung des neugegründeten Fördervereins war und ist bis heute die Unterstützung der schulischen Arbeit an den verschiedensten Stellen. Dazu zählt(e) beispielsweise die Überlassung von Lernmitteln sowie insbesondere die Anschaffung und Unterhaltung eines Kleinbusses, um etwa den Besuch von außerschulischen Lernorten und Klassenfahrten zu ermöglichen (seit 2023 kann die OPS sogar drei eigene Busse nutzen).
In den 1990er Jahren stiegen die Schülerzahlen wieder kontinuierlich an. Der Schule wurde daraufhin wieder eine Konrektorenstelle zugewiesen, welche ab dem Jahre 2000 mit Elisabeth Cloos besetzt wurde.
In den Jahren nach 2000 wurde die Raumknappheit zu einem drängenden Problem an der Otfried-Preußler-Schule. Bis zum Schuljahr 2006/2007 erhöhte sich die Schülerzahl auf 94 Schülerinnen und Schüler, die in 13 Klassen unterrichtet wurden. Da bei der Planung des „Heilpädagogischen Zentrums“ jedoch nur 6 Klassen vorgesehen waren, erforderte diese Situation erhebliche räumliche Kompromisse. So wurden Räume wie Bibliothek oder Musikraum als Klassenräume genutzt.
Erhebliche Entlastung brachte die im Sommer 2007 begonnene Errichtung eines Anbaus, der zu Beginn des Schuljahres 2008/2009 von drei Klassen bezogen werden konnte.
Zum Ende des Schuljahres 2006/2007 wurde Schulleiter Gerhard Dentler aus dem aktiven Schuldienst verabschiedet. Seine Nachfolge trat Elisabeth Cloos an, die im November 2007 ihre Ernennung zur Schulleiterin erhielt.
Die einige Jahre verwaiste Konrektorenstelle wurde im November 2014 mit Thomas Reich wieder neu besetzt.
In den Jahren 2013-2017 war das schulische Leben maßgeblich geprägt durch umfangreiche Umbaumaßnahmen im Schulgebäude sowie im Außenbereich. Mit tatkräftiger Unterstützung heimischer Firmen und deren Auszubildenden wurden an mehreren groß angelegten Bautagen die Pausenhöfe oben und in der Mitte durch Eltern, Schüler und Schulpersonal neu gestaltet (2013-15).
Wie in vielen öffentlichen Gebäuden dieses Alters wurde in 2014 eine so stark erhöhte Belastung durch PCB gemessen, dass im Zuge einer Brandschutzsanierung sowie eines teilweisen Umbaus dieses Problem ebenfalls aufwendig in drei Bauabschnitten angegangen werden musste. Gleich mehrere Klassen der Haupt- und Berufsorientierungsstufen mussten in dieser Zeit ausgelagert werden und lernten daher das Schulleben an der Liliensternschule in Donsbach sowie an den Gewerblichen Schulen in Dillenburg intensiv kennen – eine (Zwangs-)Maßnahme, die sich ein paar Jahre später noch als großer Gewinn herausstellen sollte!
Denn aufgrund stetig steigender Schülerzahlen (über 100 Schüler in 14 Klassen) und der damit wiederkehrenden Raumnot, werden seit dem Schuljahr 2021/2022 zwei Grundstufenklassen in der Grundschule Donsbach unterrichtet. Die Schüler der OPS haben in der Lilientalschule neben dem „normalen“ Unterricht innerhalb ihrer kleinen Lerngruppe die Möglichkeit, gemeinsame Projekte und Angebote mit den Grundschülern und ihren Lehrern durchzuführen.
Bereits ein Jahr später wurden weitere zwei Klassen in eine andere Schule ausgelagert, denn es kamen immer mehr Kinder und Jugendliche dazu, so dass erneut extreme Raumnot herrschte. Man entschloss sich, die Berufsorientierungsstufe in die Gewerblichen Schulen in Dillenburg zu „integrieren“. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden seitdem hier in zwei Klasseräumen beschult und haben, z. B. in Pausensituationen oder in der Mensa, erste Kontakte mit Gleichaltrigen.
Gemeinsame Projekte mit Schülern der Gewerblichen Schulen Dillenburg sollen zukünftig den Inklusionsgedanken weiter voran bringen.
Zum Ende des Schuljahres 2022/23 wurde Schulleiterin Elisabeth Cloos in den Ruhestand verabschiedet (Foto links mit Schulamtsdirektorin Ursula Saathoff). Ihre über 40 Jahre währende Arbeit an der Schule, davon 23 Jahre Schulleitungsarbeit (zunächst als Konrektorin und schließlich 16 Jahre als Schulleiterin), prägte die Schule nachhaltig und sorgte auch in der Öffentlichkeit für eine positive Wahrnehmung unserer Einrichtung.
Der bisherige Konrektor Thomas Reich wurde mit Beginn des Schuljahres 2023/24 zum kommissarischen Schulleiter der nun 124 Schüler beherbergenden OPS ernannt. Zeitgleich konnte auch die Leitung der Grund- und Mittelstufen zwei Jahre nach der Pensionierung von Elke Reh-Schneider (ehemals Reh-Blecher) mit Sonja Schneider kommissarisch besetzt werden.